Geleitworte (1992-2011)
1992
Sehr geehrte Musikfreunde!
Die Wartburgstadt verkörpert vielerlei Vorzüge, die ihr zum Vorteil gereichen: Eisenach ist sowohl Industrie- als auch Kulturstandort. In Lehrbüchern der Musikgeschichte - und nicht nur dort - wird Eisenach als Geburtsort Johann Sebastian Bachs genannt. Hier wirkte Georg Philipp Telemann. Erwähnenswert sind die Wartburgbeziehungen Franz Liszts und Richard Wagners. An der Eisenacher Bach-Renaissance des 19. Jahrhunderts beteiligte sich maßgeblich der Brahms-Freund Joseph Joachim.
Die Stadt sit sich dieser Vorzugsstellung seit langem bewußt und trachtete, ihr auch immer gerecht zu werden. Was der Eisenacher Musikverein während des Jahrhunderts seines Bestehens 1836 - 1936 durch Aufführungen oratorischer, sinfonischer und kammermusikalischer Werke vollbrachte, wurde nach dem 2. Weltkrieg durch Aufführungen des Philharmonischen Orchesters (ehemals Schlesische Philharmonie, seit 1951 Landeskapelle), durch die Arbeitsgemeinschaft für Alte Musik und durch das städtische Konzertunternehmen "Kammermusik der Wartburgstadt" weitergeführt.
Wenn es in Eisenach ein treues Konzertpublikum gibt, dann ist das als Ergebnis kontinuierlich verfolgter Aktivitäten verantwortlicher Klangkörper und Persönlichkeiten zu werten. Stellvertretend für sie mag Frank Faber als einer der über Jahrzehnte hinweg Unermüdlichen genannt werden.
Als das städtische Konzertunternehmen zu existieren aufhörte, gründeten vor Jahresfrist verantwortungsbewußte Persönlichkeiten unserer Stadt als eine Art "Bürgerinitiative" den Verein "Kammermusik der Wartburgstadt", um die wichtige Kontinuität mit dem alten Namen in die neue Zeit hineinzutragen. Anliegen unseres Vereins ist es, uneigennützig den aus der Eisenacher Musikkultur erwachsenen Verpflichtungen zu dienen, indem wir Kammerkonzerte mit Werken unterschiedlichster Stilrichtungen organisieren und dabei sowohl den einheimischen Künstlern als auch auswärtigen Solisten und Ensembles Auftrittsmöglichkeiten verschaffen. Dadurch hoffen wir auch Ihnen, sehr verehrte Damen und Herren, ein vielseitig gestaffeltes Angebot hochwertiger Unterhaltung zu unterbreiten. Die schönen Spielstätten Eisenachs - der Rokokosaal des Stadtschlosses, der Empiresaal des Hauses Karlstraße 3 oder der Jugendstilsaal im Landratsamt - tun ein Übriges, um diese Konzerte zu Erlebnissen werden zu lassen.
Wenn Sie Spaß fänden an unserem Angebot und zu unseren Konzerten kämen, würden Sie dazu beitragen, daß die 1698 getroffene Feststellung des Eisenacher Arztes und Historiographen Christian Franz Paullini "Claruit semper urbs nostra musica" - "Unsere Stadt glänzte immer durch Musik" auch drei Jahrhunderte danach gilt. Für Sie und für Eisenach wäre das sicher ein Gewinn.
In diesem Sinne grüßen wir Sie ganz herzlich.
Ihre Kammermusik der Wartburgstadt
1993
Wir über uns
Der Verein "Kammermusik der Wartburgstadt" e. V. hat in den nunmehr zwei Jahren seines Bestehens einen festen Platz im Musikleben Eisenachs eingenommen. Der Verein erfüllt eine Doppelfunktion; einerseits fungiert er als Konzertveranstalter mit auswärtigen Künstlern, andererseits sind viele Musiker und Sänger des Landestheaters Eisenach Mitglieder des Vereins und gestalten selbst interessante Programme. Der Verein versucht darüber hinaus seinem Namen (... der Wartburgstadt) gerecht ZU werden, indem er speziell für das Publikum in Eisenach einmal monatlich sogenannte "Geigenkastenkonzerte" veranstaltet.
Diese Konzerte, zu denen der Eintritt frei ist, sollen ein Podium sein für Laienmusiker, Schüler und Studenten, die gemeinsam mit den Künstlern des Landestheaters Eisenach das kulturelle Leben in unserer Stadt bereichern.
Unser Verein, dem Menschen aus allen Schichten der Bevölkerung angehören, ist gemeinnützig und wird von einem ehrenamtlichen Vorstand geleitet. Die Arbeit des Vorstandes reicht von der Organisation der Konzerte und Veranstaltungen, Veröffentlichungen in Presse, Rundfunk und Fernsehen über Sponsorenwerbung bis hin zur Pflege der Kontakte mit anderen Vereinen und Verbänden. Unsere finanzielle Grundlage, ohne die wir nicht existieren könnten, bilden neben den Jahresbeiträgen der Mitglieder die Unterstützungen vom Land Thüringen sowie von Kreis und Stadt Eisenach.
Wir bemühen uns, für unser Publikum interessante und abwechslungsreiche Programme zu gestalten und würden uns freuen, auch Sie in unseren nächsten Konzerten begrüßen zu können, vielleicht als Vereinsmitglied?
In diesem Sinne grüßen wir Sie herzlich
Ihre Kammermusik der Wartburgstadt
Roxana Mereutza
1. Vorsitzende
1994
Sehr geehrte Musikfreunde!
Wenn vom Thüringer Musikleben die Rede ist, muß man automatisch auf die Traditionen zu sprechen kommen, die uns in reicherem Maße eigen sind als allen anderen Bundesländern. Auf Traditionen ist man auch sehr gern stolz (ohne etwas für deren Zustandekommen getan zu haben). Fortwährender Stolz aber kann sehr leicht zu Verkrustungen sowie zur Selbstüberschätzung führen. Deshalb sind diejenigen gut beraten, die mit Traditionen nicht sklavisch, sondern schöpferisch umgehen. Nicht die verklärende Anbetung von Traditionellem bringt uns weiter, sondern der durch Traditionen gefundene Standpunkt, der so fest ist, daß man von ihm aus imstande ist, Neues zu wagen, unter Umständen sogar nach den Sternen zu greifen.
Als die Kammermusikpflege in Eisenach in Gefahr war, hat sich unser Verein ? einer Bürgerinitiative vergleichbar ? gegründet. Wenn Sie so wollen, war das ein Akt der Verantwortung vor der Geschichte unserer Stadt. Aber es war andererseits auch nicht mehr als eine Absichtserklärung. Die Absichten hätten wir ja ohne Sie, liebe Konzertfreunde, nie verwirklichen können. Sie haben uns durch Ihre tätige Anteilnahme, durch Resonanz (und manchmal auch versagte Resonanz) in die Pflicht genommen und uns Zuversicht vermittelt, den eingeschlagenen Weg weiterhin beizubehalten, ohne dabei darauf zu verzichten, ständig nach links und rechts zu schauen. Dafür danken wir Ihnen.
Musik bringt Innovatives und Phantasiereichtum auf den Weg. In unserer Zeit ist auch wichtig, daß den schablonenhaften Produkten der Phono? und Reklameindustrie echte Hörerlebnisse gegenübergestellt werden. Das auf der uns erreichbaren Ebene Ihnen anzubieten, ist unser Anliegen auch 1994.
Mit Ihnen zusammen möchten wir so einen Beitrag dazu leisten, unsere Zeit schön, kurzweilig, aber auch gehaltvoll und mit Ausstrahlung in die Zukunft zu gestalten. Würde unser Konzertangebot für 1994 Ihr Interesse wecken, bekäme ein Wort aktuelle Bedeutung, das der Eisenacher Chronist Christian Franz Paullini vor nahezu drei Jahrhunderten zu Papier brachte: Claruit semper urbs nostra musica.
Dr. Claus Oefner
2. Vorsitzender
1995
Liebe Freunde der Kammermusik!
"Tempora mutantur ..." wußte man schon vor über 1000 Jahren zu formulieren. Daß diese Aussage immer noch ihre Richtigkeit hat, merken wir zur Zeit wieder ganz deutlich.
Im Jahr 1995 sind es besonders zwei große Veränderungen, auf die wir mit dem Verein reagieren müssen.
Mit der Gebietsreform im vergangenen Jahr hat sich die "umliegende Region", in der der Verein laut Satzung wirken will, vergrößert. Und wir halten es für eine Chance, auch durch unser Wirken das Zusammenwachsen des neuen Kreises zu fördern. Die "Pflege der Kammermusik aller Epochen" durch "Weiterführung langjähriger ... Traditionen" als "Beitrag zur Erhaltung des reichhaltigen Kulturlebens der Region", um "Anregungen aus der unverwechselbaren und in Jahrhunderten gewachsenen Kulturlandschaft Thüringens" aufzunehmen und sie "in Gegenwart und Zukunft wirksam werden zu lassen", wie die wichtigsten Ziele des Vereins formuliert sind, sind sicher wie kaum etwas anderes geeignet, beim Zusammenwachsen zu helfen.
Das Gebiet des ehemaligen Landkreises Bad Salzungen stellt hierzu eine besondere Herausforderung für uns dar, weil die gesellschaftliche Struktur dort anders ist als im Altkreis Eisenach, was besonders durch die Existenz von Kurstädten sichtbar wird. Vergleichbare Einrichtungen wie den Kammermusikverein gibt es dort nicht.
Das Ganze erfordert natürlich auch Mittel, wobei wir bei der zweiten Veränderung angekommen wären, der wir uns stellen müssen.
Die "öffentlichen Hände" werden die Zuwendungen an unseren Verein, die in den vergangenen Jahren einen erheblichen Teil unserer Veranstaltungen überhaupt erst möglich gemacht haben, in 1995 drastisch kürzen. Insofern bekommt die nachfolgende Programmvorschau mehr den Charakter eines Wunschzettels.
Den politisch Verantwortlichen kann offensichtlich nicht begreiflich gemacht werden, daß unter anderem auf Grund der "unverwechselbaren und in Jahrhunderten gewachsenen Kulturlandschaft" besonders auch in der Region Eisenach die Förderung bestimmter kultureller Veranstaltungen mehr als anderswo zur Verpflichtung geworden ist. Zu Zeiten knappen Geldes zuerst die Mittel für kulturelle Aufgaben zu streichen, zeugt von einer erschreckenden Haltung, die die Tatsache, daß Kultur unabdingbar zum Wesen des Menschen gehört, verneint.
Kultur war schon immer ein Zuschußgeschäft.
Die wegen ihrer fehlenden demokratischen Legitimation üblicherweise geschmähten regierenden Fürsten vergangener Jahrhunderte traten oft genug als großzügige Förderer der Kultur auf, Aber diese Zeiten sind unter ihren heutigen demokratisch gewählten Nachfolgern offenkundig vorbei.
Das heißt, wir sind mehr denn je auf Ihre Unterstützung angewiesen!
Zeigen Sie, daß Sie ein mündiger Bürger sind, und unterstützen Sie, was Sie für förderungswillig halten! Das können Sie tun, indem Sie Mitglied unseres Vereins werden, unsere Konzerte besuchen, dafür werben oder sich als Sponsor an bestimmten Kosten beteiligen wie z.B. Saalmieten, Werbung, Druckkosten etc. Wir freuen uns auf Ihre Mitarbeit!
Ihre Kammermusik der Wartburgstadt e.V.
Bernhard Kaul
3. Vorsitzender
1996
Sehr geehrte Musikfreunde!
"Das Interesse, welches der sogenannten Kammermusik geschenkt wird, ist der sicherste Messer für den musikalischen Geschmack, die musikalische Bildung eines Publikums. Es ist die vergeistigste Form, in welcher es vielleicht überhaupt der Kunst vergönnt ist, das tiefste Seelenleben auszusprechen, Verstand und Gemüt zu gleicher Zeit mit feinsten Fäden zu umschlingen."
So schön wie der Komponist Ferdinand Hiller vermochten wir es nicht zu sagen, aber gemeint haben wir es genau in dem Sinne, als wir im Februar 1991 einen Verein "Kammermusik der Wartburgstadt" gründeten. Wir haben uns damals bewußt als die Erben der ehemaligen städtischen Konzertagentur gleichen Namens verstanden, weil es ein historisch gewachsenes Kammermusikpublikum zu erhalten galt. Ferdinand Hiller spricht von "Vergeistigung", von "Seelenleben", vom Zusammenklang von "Verstand und Gemüt". Im Hintergrund stehen natürlich die Gedanken von der Bewahrung unserer Identität.
Wir möchten keine "Gestrigen" sein, aber angesichts der uns umgebenden Hektik, der allgegenwärtigen Reklamereize, des Konkurrenzdrucks im täglichen Leben vermögen Musizieren wie Musikhören Lebenshilfen zu bieten. Vor allem diesem Gedanken haben wir uns verschrieben. Und außerdem wäre das allgemeine Profil Eisenachs ohne Kammermusik erheblich uninteressanter.
Wir stehen in der Pflicht reicher Traditionen. Wir wissen das, möchten die Traditionen aber nicht sklavisch, sondern schöpferisch handhaben. Unsere "Geigenkastenkonzerte" belegen das.
Unseren Förderern danken wir für die bisher gewährte Unterstützung, unseren Mitgliedern für ihre treue Zugehörigkeit. Wir fühlen uns nach fünf Jahren unseres Bestehens im Sinne Ferdinand Hillers allen unseren Freunden und Besuchern verbunden und legen ein neues Jahresprogramm vor, das sich bemüht, einheimische wie auswärtige Interpreten zu Wort kommen zu lassen.
Wenn Ihnen das Programm gefällt, dann besuchen Sie bitte unsere Konzerte. Sie können die ehrenamtliche Arbeit des gemeinnützigen Vereins auch dadurch unterstützen, daß Sie Mitglied des Vereins werden. Aber allein durch den Besuch der Konzerte würden Sie beitragen zur Bewahrung der musikalischen Physiognomie Eisenachs sowie dazu, "Verstand und Gemüt zu gleicher Zeit mit feinsten Fäden zu umschlingen". Die Summe von Verstand und Gemüt aber ist Klugheit. Und derer bedurften wir zu allen Zeiten.
Wir laden Sie deshalb herzlich ein zu unseren Konzerten. Sie sind uns willkommen!
Dr. Claus Oefner
2. Vorsitzender
1997
Sehr geehrte Musikfreunde!
Das ehemalige Stadtoberhaupt unserer Stadt, Alfred Markwitz, sagte mir einmal anlässlich meines Besuches bei ihm: "Mein Traum ist es, aus Eisenach ein kleines Salzburg zu machen."
Dieses Treffen fand kurz nach Kriegsende statt. Markwitz war ein großer Kunstkenner, ganz besonders lag ihm die Musik am Herzen. Wir hatten damals eine ganze Reihe Musikpädagogen, die konzertierten und fähig waren, unser Konzertwesen mit Leben zu erfüllen. Es entstand ein "Collegium für alte Musik", ich selbst spezialisierte mich auf alte Musik, Klassik, Romantik und Musik des 20. Jahrhunderts. Wir empfanden dies als verträglich. Musizierstätten waren der Rokokosaal des Stadtschlosses, Foyer und kleiner Saal des Hotels Fürstenhof, großer Saal der Medizinischen Fachschule, Friedrich-Wolf-Klubhaus und Hotel Rautenkranz. Nach Kriegsende waren die Menschen musikhungrig, die Konzerte meistens ausverkauft.
In den 50er Jahren entstand die "Kammermusik der Wartburgstadt". Zu Beginn mit einheimischen Kräften, als Ensemble sowie mit Solisten. Allmählich ging man auf die Suche nach auswärtigen Mitwirkenden. Künstler kamen zu niedrigen Honoraren, ihnen war die Hauptsache - nämlich zu musizieren - wichtig; so entstanden Freundschaften. Eisenach als Musikstadt sprach sich herum. Durch diese Kontakte brauchten wir bald nicht mehr nach Gästen zu suchen, es häuften sich Angebote und Anfragen zur Mitwirkung, vollständige Programme wurden eingeschickt. Es war oft schwierig, aus dieser Menge verlockender Angebote auszuwählen. Nun war es auch möglich, das ganze Jahresprogramm im Voraus aufzustellen.
Alle Mühe von damals hat sich gelohnt und über die Wende hinweg fortgesetzt. Und diese seit Jahrzehnten erfolgreiche Tradition niveauvoller Konzerte wird weiterbestehen! Dies ist mein und aller Musikfreunde Wunsch, den Sie als Publikum mit umsetzen können.
Wir danken Ihnen für Ihre jahrelange Treue, bleiben Sie uns gewogen und besuchen Sie weiterhin unsere Veranstaltungen.
Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes Jahr 1997!
Frank Faber
Ehrenvorsitzender
1998
Sehr geehrte Musikfreunde!
Ein neues Jahresprogramm der "Kammermusik der Wartburgstadt" e.V. liegt Ihnen vor. Es ist das 39. Konzertjahr der Kammermusik in unserer Stadt. Mit unserem Angebot wollen wir das Musikleben in Eisenach bereichern. Wir hoffen, daß wir mit dieser Vielfalt Ihr Interesse geweckt haben.
Wie Sie sehen, finden die Konzerte nicht nur in Eisenach statt, sondern auch in Wilhelmsthal. Damit wollen wir immer wieder auf die Erhaltung dieses kulturgeschichtlich wertvollen Ensembles hinweisen. Wir hegen die Hoffnung, daß es dereinst wieder im alten Glanz erstrahlen wird.
Daß Eisenacher Künstler in den Konzerten auftreten, ist seit Beginn der "Kammermusik" eine Selbstverständlichkeit. Aber auch auswärtige Interpreten sind zu hören und versprechen ein abwechslungsreiches Programm durch die Musikepochen. Natürlich darf das "Rosenmontagskonzert" nicht fehlen, das betont heiter ist. Das hindert nicht daran, daß auch in anderen Konzerten an manchen Stellen geschmunzelt werden darf. Musik muß nicht immer verbissen-ernst sein.
Wir sind bestrebt, die Eintrittspreise so niedrig wie möglich zu halten. Als günstig in dieser Hinsicht erweist sich eine Mitgliedschaft im Verein. Um Ihnen den Beitritt zu erleichtern, fügen wir dem Jahresprogramm den Aufnahmeantrag an.
Für das Konzertjahr 1998 wünsche ich Ihnen viel Musikgenuß.
Gottfried Meyer
Schriftführer
1999
Liebe Musikfreunde!
40 Jahre Kammermusik der Wartburgstadt - ein Jubiläum gilt es in diesem Jahr zu feiern, 40 Jahre mit weit über 500 Konzerten. Aber wieviel tausend Besucher mögen es gewesen sein? Das wäre zwar eine interessante Statistik, aber sie würde nichts aussagen über den einzelnen Konzertbesucher, über die schönen Stunden, die ihm vermittelt wurden. Er kann so manches Konzert an seinem inneren Ohr vorbeiziehen lassen. Der langjährige Besucher wird sich in Gedanken in den Rokokosaal setzen, im Empiresaal verweilen, den Saal im "Rautenkranz" in Erinnerung haben und in den beiden Räumen der Sparkasse gewesen sein. Seit Ende 1998 kommt nun noch der Saal in der Musikschule hinzu. Nicht vergessen werden soll der musikträchtige Saal im Schloß Wilhelmsthal. Die Konzerte dort sollen nicht nur diesen Raum, sondern die gesamte Schloßanlage in das Bewußtsein der Öffentlichkeit bringen, um dadurch Geldgeber zu finden, die das Objekt vor dem endgültigen Verfall retten.
Inzwischen wächst die Kammermusik über die Stadtgrenzen hinaus: Bad Salzungen, Creuzburg, Mühlhausen, Hörschel sind bereits Spielorte gewesen; weitere werden hinzukommen. Neben der angestammten Konzertreihe, die nach der Restaurierung des Rokokosaales wieder dort stattfinden wird, sind die beliebten "Geigenkonzerte" unser Markenzeichen geworden. Daß sie immer noch bei freiem Eintritt besucht werden können, verdanken wir Künstlern, die für ein "Dankeschön" den Nachmittag gestalten. So mancher Schüler der Musikschule stand hier mit Herzklopfen auf einem öffentlichen Podium.
Es ist kein Geheimnis, daß ein gemeinnütziger Verein wie die "Kammermusik der Wartburgstadt" keine Gewinne abwirft. Gäbe es nicht hilfreiche Sponsoren, die neben der Stadt Eisenach und dem Wartburgkreis unsere Arbeit finanziell unterstützen, könnten wir keine Konzerte veranstalten. An dieser Stelle wollen wir dafür Dank sagen. Dank sei aber auch denen gesagt, die - wie schon erwähnt - ohne Honorar oder nur für eine symbolische Gage gespielt haben Viele Musiker der Landeskapelle Eisenach bzw. Künstler des Thüringer Landestheaters müßten genannt werden. Vergessen wollen wir aber auch nicht die Menschen, die sich organisatorisch ehrenamtlich für die Kammermusik engagiert haben. Stellvertretend seien Rudolf Bley, Frank Faber und Jochen Graßni genannt.
Motivierte Künstler und ein interessiertes Publikum haben dabei geholfen, daß die Kammermusik in Eisenach die Zeit der "Wende" überstanden hat. Ein angehängtes "e.V." ist das äußere Zeichen. Seit der Vereinsgründung ist die Zahl der Mitglieder auf 100 gewachsen. Auch diesem Jahresprogramm hängt ein Aufnahmeantrag an. Wir freuen uns über jeden, der mit seiner Mitgliedschaft diese kulturelle Arbeit in unserer Stadt unterstützen möchte. Für seine hervorragende Arbeit wurde der Verein "Kammermusik der Wartburgstadt" e.V. vor sechs Jahren mit dem Thüringenpreis der Paul-Dierichs-Stiftung ausgezeichnet. Aber die schönste Auszeichnung für uns ist die Tatsache. daß Sie, liebe Kammermusikfreunde, uns die Treue halten. indem Sie unsere Konzerte besuchen.
Im Namen des Vorstandes des Kammermusikvereins grüße ich Sie sehr herzlich und wünsche Ihnen ungetrübte, schöne Erlebnisse bei unseren Veranstaltungen.
Roxana-Maria Mereutza
1. Vorsitzende
2000
Liebe Musikfreunde!
Nun beginnt die "Kammermusik der Wartburgstadt" das fünfte Jahrzehnt ihres Bestehens. Sicherlich werden Sie im vergangenen Jubiläumsjahr manche Konzerte besucht haben und sich gern an diese erinnern.
Auch im bevorstehenden Jahr 2000 wollen wir Ihnen ein vielseitiges Programm anbieten. Wir sind bemüht, Eisenacher Künstler "zu Ton" kommen zu lassen, jungen Interpreten eine Auftrittsmöglichkeit zu schaffen und namhafte Musiker von fernher unserem Publikum vorzustellen. Wie immer sind die "Geigenkastenkonzerte" nicht gesondert ausgewiesen. Sie sind nicht vergessen, lassen sich aber nicht langfristig planen. Deswegen möchten wir Sie auf die Plakatierung und die Publikationsorgane verweisen. Die Hauptstelle der Wartburg-Sparkasse in Eisenach am Markt ist weiterhin Konzertraum. Auch die Hauptgeschäftsstelle in Bad Salzungen ist für Konzerte wieder vorgesehen. Gern sind wir auch in der Eisenacher Musikschule "Johann Sebastian Bach" zu Gast. Mit zwei Konzerten im Schloß Wilhelmsthal soll das Augenmerk immer wieder auf dieses (nicht nur) musikgeschichtlich bedeutsame Bauwerk gelenkt werden.
Alle Konzertvorhaben sind mit Unkosten verbunden. Wenn auch manche Künstler auf "fürstliches Honorar" verzichten - wir danken ihnen -, sind viele Ausgaben zu bestreiten. Einen wesentlichen Anteil decken Sponsoren, wofür wir auf diesem Wege Dank sagen möchten. Einen Teil können wir mit den Eintrittsgeldern bestreiten, ein kleines Loch stopfen die Mitgliedsbeiträge. Verehrte Musikfreunde, Sie werden feststellen können, dass der allgemeine Trend der Preiserhöhung von uns auch dieses Jahr abgewendet werden konnte. Gut besuchte Konzerte und eine Erhöhung der Mitgliederzahl - dadurch können auch Sie mithelfen, dass wir gemeinsam den Weg der "Kammermusik" weiter so beschreiten.
Im Namen des Vorstandes des Kammermusikvereins grüße ich Sie sehr herzlich und wünsche Ihnen schöne Stunden mit Musik in unseren Konzerten.
Gottfried Meyer
Schriftführer
2001
Liebe Kammermusikfreunde,
am 24. Februar 1991 wurde im Foyer des Landestheaters Eisenach im Anschluss an ein Kammermusikkonzert der Verein "Kammermusik der Wartburgstadt" gegründet.
Eine Bürgerinitiative, der keinesfalls nur Musiker angehörten, hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die Eisenacher Kammermusik über die turbulenten Zeiten der "Wende" zu retten. Es galt, eine geeignete Form zu finden, diese beliebte Konzertreihe, die ja aus finanziellen Gründen schon aufgegeben worden war, doch weiter zu führen. Mit viel Enthusiasmus gingen wir an die Arbeit und lernten, was eine Satzung beinhalten muss, wie man Fördermittel beantragt, wie Künstlerverträge aufgesetzt werden, was Gemeinnützigkeit heißt, wie man Werbung betreibt, was Sponsoring ist, wie man Finanzpläne aufstellt und und und...
Wir können nach 10 Jahren stolz sein auf das Erreichte: Die Kammermusik der Wartburgstadt hat sich nicht nur behauptet, sie hat sich etabliert und ist eine nicht mehr wegzudenkende Kulturinstitution unserer Stadt. Ohne Geigenkastenkonzerte, Rosenmontagskonzerte, Weihnachtskonzerte, ohne die Reihe "Musik am Markt" oder die regelmäßig stattfindenden Konzerte in der Musikschule "J. S. Bach" wäre Eisenach ganz bestimmt um einiges ärmer. Aber nicht nur in Eisenach ist der Kammermusikverein aktiv. Wer unsere Arbeit aufmerksam verfolgt, weiß, dass die Kammermusik der Wartburgstadt sehr früh den Zeigefinger in Richtung Schloss Wilhelmsthal erhoben und dort Konzerte veranstaltet hat, um dadurch das schlechte Gewissen der Entscheidungsträger nicht einschlafen zu lassen. Wir sind in Bad Salzungen präsent und haben in Zusammenarbeit mit dem Werratalverein, Zweigverein Brandenburg e.V., die Brandenburg bei Lauchröden zu einem besonders reizvollen Konzertort gemacht.
Wir sind die Initialzündung gewesen für das Entstehen einer Kammermusikreihe der Stadt Treffurt und sind dabei, ein ähnliches Vorhaben in Mühlhausen zu unterstützen. In 10 Jahren haben wir viele neue Freunde gewonnen (inzwischen zählt unser Verein über einhundert Mitglieder) und Sie, liebes Publikum, haben uns durch Ihren Zuspruch Mut gemacht. Unseren Sponsoren und Spendern ist es zu verdanken, dass der Verein auf einer soliden finanziellen Basis steht, ohne die auch solche Sonderkonzerte wie z.B. das diesjährige Jubiläumskonzert mit Kolja Blacher und Bruno Canino am 1. Februar nicht denkbar wären. Dass wir auch vollkommen unkonventionell Kammermusik anbieten können, haben wir im Sommer 2000 gezeigt, als wir ein Barockkonzert auf dem Clausberg im Stall (in einem richtigen, wohlgemerkt!) veranstaltet haben.
Auch in diesem 10. Jahr unseres Bestehens sind wir bemüht, Ihnen, verehrtes Publikum, ein abwechslungs- und spannungsreiches Programm anzubieten. Ich persönlich hoffe, viele von Ihnen in den Konzerten begrüßen zu können. Bitte vergessen Sie nicht: Musikliebhaber leben zwar nicht länger, aber sie leben glücklicher! In diesem Sinne grüße ich Sie ganz herzlich.
Ihre
Roxana-Maria Mereutza
1. Vorsitzende
2002
Sehr verehrte Damen und Herren, liebe Kammermusikfreunde,
bereits zum elften Mal halten Sie das Jahresprogramm des Kammermusikvereins in den Händen. Auch in diesem Jahr erwarten uns schöne Konzerte in unterschiedlicher Besetzung mit Künstlern aus nah und fern. Die Geigenkasten- und Sonderkonzerte werden wie gewohnt für Sie das Programm bereichern und uns die Möglichkeit geben, auch kurzfristig interessante Angebote aufzugreifen.
Unsere Arbeit ist nur möglich durch die Unterstützung zahlreicher Sponsoren - ein Blick auf unsere Saal- und Jahresprogramme sowie auf unsere Plakate verrät Ihnen ein paar Namen - und erlebt den eigentlichen Sinn nur durch Sie, liebes Publikum. An dieser Stelle ihnen und Ihnen allen, treue Freunde, vielen Dank!
In Zeiten "knapper Kassen" - und die drohen schon ein Zustand zu werden, ich kenne seit elf Jahren keine anderen Zeiten - versucht man an Kultur zu sparen. Die Diskussion um die Theater- und Orchesterlandschaft in Thüringen lässt dies uns alle schmerzlich erfahren. Eins ist jedoch klar: Ohne das Theater und die Landeskapelle Eisenach würde unserem Verein der Boden entzogen werden.
Kultur ist gewiss nicht die Lösung aller Probleme. Diesen Anspruch hat sie auch nie gehabt. Sie ist aber ein Treffpunkt, eine Art der Gemeinsamkeit, des Zusammenempfindens, der gegenseitigen geistigen Bereicherung. Denken Sie nur an das Gefühl der Zusammengehörigkeit, wenn man in einem vollbesetzten Saal irgendwo auf dieser Welt einer Aufführung beiwohnt oder der Musik lauscht! Trotz unterschiedlicher Hautfarbe, Interessen, Konfessionen, Parteizugehörigkeit, Sprache werden Menschen, die vielleicht sonst alles andere trennt, vereint. Vereint im Zuhören, im Zusammenerleben und im gemeinsamen Empfinden. Was für eine Chance für unsere Gesellschaft! Meine persönliche Meinung ist, und ich habe die Bilder des 11. September 2001 vor Augen, dass die Kultur das Einzige ist, was uns vor der Rückkehr in die Barbarei schützt.
"Kultur ist das, was übrig bleibt, nachdem man alles vergessen hat" (Edouard Herriot - französischer Schriftsteller und Politiker). Gerade wir, die das Glück haben, auf der Sonnenseite dieser Erde leben zu dürfen und die "Konsumgesellschaft" in allen ihren Auswirkungen kennen, müssten den Unterschied deutlich benennen. Konsumieren heißt ausgeben, kultivieren aber heißt zum Leben erwecken, den Boden bereiten in der Hoffnung auf eine Ernte, dauerhaft und nachhaltig schützen und beschützen, damit die Saat aufgeht. Eine Gesellschaft hinterlässt ihre Handschrift in der Geschichte und findet ihren Platz in den Herzen der Menschen allein durch ihre Kultur.
Liebe Musikfreunde, mein Vorwort für das Jahr 2002 ist sicherlich etwas emotional, ja vielleicht pathetisch. Ich bin aber überzeugt, Sie empfinden und denken ähnlich. Deshalb, meine Damen und Herren, lassen Sie uns zusammen, jeder an seinem Platz und mit seinen Möglichkeiten dafür eintreten, dass die Kultur weiterhin die für sie so nötige Unterstützung bekommt. "Kultur ist gewiss nicht die Lösung aller Probleme". Vielleicht. Das Geld aber auch nicht. In diesem Sinne grüße ich Sie ganz herzlich.
Ihre
Roxana-Maria Mereutza
1. Vorsitzende
2003
Wieder ist ein Jahr vorüber und ein neues beginnt.
Die Zeiten sind für die Kultur - und dabei insbesondere für die Musik - nicht besser geworden. Im Gegenteil!
Die Entwicklung des Theaters in Eisenach lässt sich derzeit noch nicht genau absehen. In jedem Fall jedoch werden Aktivitäten vermindert, in Eisenach wird weniger produziert werden. Das wird automatisch negative Auswirkungen auf das kulturelle und besonders das musikalische Leben und somit auch auf den Kammermusikverein haben.
Auch Sponsoren kürzen ihre Zuwendungen oder stellen sie leider ganz ein. Dies trifft uns besonders deshalb sehr, weil wir nur mit dieser Hilfe unsere musikalischen Aktivitäten in dem Ihnen bekannten Umfang und der bisherigen Qualität verwirklichen konnten. Um so mehr sind wir allen denen dankbar, die - vielleicht auch trotz kleiner werdenden finanziellen Spielraums - unserer Arbeit die so notwendige Unterstützung weiter gewähren und bitten sie, das auch in Zukunft nicht zu ändern. Wir selbst aber sind darauf angewiesen, trotz weiter schwieriger werdender Verhältnisse neue Sponsoren zu finden, denn Kultur hat sich noch niemals "gerechnet".
Die "öffentlichen Hände" vermindern ihre Zuschüsse sowieso analog zu den Einsparungen, die auf Grund der katastrophalen Haushaltsentwicklung notwendig sind. Darüber hinaus wird dann bei den sogenannten "freiwilligen Aufgaben" zuerst gestrichen, zu welchen immer noch die Kultur an vorderster Stelle gehört.
Wenn Kultur jedoch den Menschen ausmacht, weil uns dieses wertfreie Tun von den anderen Lebewesen unterscheidet, zerstören wir damit eine wesentliche Grundlage unseres Menschseins.
Es stellt sich daher die Frage, ob Einsparungen hier die Gesellschaft nicht zukünftig zu größeren Ausgaben an anderen Stellen zwingen. Diese Erkenntnis scheint sogar schon in der Politik angekommen zu sein. So sagte z.B. der deutsche Innenminister Otto Schily auf dem Kongress des Verbandes deutscher Musikschulen 2001 in Leipzig: "Wer Musikschulen schließt, schadet der inneren Sicherheit." Unter Fachleuten ist es schon längst kein Geheimnis mehr, dass Musikerziehung zur Verringerung von Aggressionen und Gewalt unter Kindern und Jugendlichen beiträgt. Wer hier spart, denkt zu kurz, denn diese Kosten kommen in den sogenannten "Pflichtaufgaben" z.B. bei Polizei oder Justizvollzugsanstalten wieder. Die Konsequenzen aus dieser Erkenntnis wurden bisher jedoch noch nicht gezogen.
Trotzdem wollen wir uns weiter bemühen, für Sie und alle Interessierten auch im kommenden Jahr wieder ein attraktives Konzertprogramm zu organisieren. Uns liegen immer wieder mehr Anfragen von einheimischen und auswärtigen Künstlern vor, als wir in einem Jahr in unsere Konzerte aufnehmen können. In Anbetracht der Tatsache, dass die Finanzierung noch nicht gesichert ist, erhält die Vorschau mehr den Charakter eines Wunschzettels. Wir hoffen trotzdem, auch mit Ihrer Hilfe durch Rat und Tat und vielleicht auch neue Ideen unsere Arbeit nach Möglichkeit wie bisher fortführen zu können.
Ganz besonders liegt uns auch immer noch die Schlossanlage Wilhelmsthal am Herzen, deren trostloser Zustand sich noch nicht gebessert hat. Wir wollen deshalb mit unseren Mitteln - der Veranstaltung von Konzerten im dortigen Telemann-Saal - nachdrücklich darauf hinweisen, dass hier dringender Handlungsbedarf besteht, um den Verlust dieses Kulturschatzes zu verhindern.
Wir wünschen Ihnen allen viel Freude mit der Musik, vor allem bei den Konzerten des Kammermusikvereins der Wartburgstadt.
Bernhard Kaul
3. Vorsitzender
2004
Liebe Freunde des Kammermusikvereins,
das neue Jahr ist in eine Zeit voller Umbrüche und Veränderungen eingebettet, die notwendig und bedrohlich zugleich erscheinen. Vieles steht auf dem Prüfstand, manches muss die Frage aushalten: "Was ist es uns wert?" Mag es auch Stimmen geben, die von "brotloser Kunst" reden, so wissen wir doch, wie gerade die wichtigen Werke der Musikgeschichte allen Zeitgeistströmungen widerstanden haben und als wahre Schätze die Zeit überdauerten. Auch wenn in diesem Jahr das 500jährige Jubiläum der nachweislichen Existenz der Familie Bach in Thüringen begangen wird, umfasst gerade diese Familiengeschichte alle Höhen und Tiefen der Wertigkeit von Musik in Zeiten der Not wie des Reichtums. Dies sollte uns Hoffnung machen und Ansporn sein, auch bei knappen Kassen dafür zu sorgen, dass Musik erklingt, Menschen erreicht und Zugang zu wesentlichen Bereichen unseres Lebens eröffnet, die nicht mit Geld zu bezahlen sind! Wir haben uns bemüht, auch in diesem Jahr unterschiedliche Aspekte lebendigen Musiklebens programmatisch zu integrieren und damit verschiedenen Ambitionen und Geschmacksrichtungen etwas zu bieten. Ich lade Sie dazu ein, sich auch auf das Neue, Andere einzulassen und so neben dem Vertrauten auch bislang Ungewohntem eine Chance zu geben.
Mit herzlichen Grüßen
Frank-Dietrich Müller
2. Vorsitzender
2005
Liebe Freunde der Kammermusik,
der Ausblick auf die Zukunft unserer Arbeit ist nicht gerade rosig!
Auf Grund weiter sinkender Steuereinnahmen fehlt dem Land Thüringen Geld. Es hat angekündigt, den Kommunen die bisher gewährten und gesetzlich verankerten Finanzmittel zu kürzen. Die Kommunen befürchten deshalb, unter Umständen keine Aufgaben mehr finanzieren zu können, die gesetzlich nicht vorgeschrieben sind. Vorgeschrieben sind z.B. Ausgaben für Schulen oder Sozialhilfe. Nicht vorgeschrieben sind z.B. sämtliche kulturellen Aufgaben. Dabei sollte man bedenken, was selbst der Präsident des Bundes der Steuerzahler, Herr Dr. Karl Heinz Däke, schon vor zwei Jahren einmal sagte: "Trotz der dringenden Notwendigkeit, sparsam mit öffentlichen Geldern umzugehen, sollte man sehr vorsichtig dabei sein, die Kulturetats zu kürzen. Unsere Kultur unterscheidet Deutschland von vielen anderen Ländern. Dieses Gut ist zu wertvoll, um es zu gefährden".
Das heißt für uns trotzdem, dass wir davon ausgehen müssen, in Zukunft ausschließlich auf Sponsoren und Spenden angewiesen zu sein. Das macht die Arbeit weiter schwierig, denn auch Sponsoren beenden hin und wieder ihr Engagement und neue müssen mühsam gesucht und überzeugt werden.
Aus diesen Gründen hat sich der Vorstand entschlossen, einen Teil der Eintrittspreise für die regulären Konzerte etwas anzuheben. Wir wurden zu diesem Schritt auch dadurch ermuntert, weil viele Konzertbesucher uns daraufhin angesprochen haben, dass unsere Preise im Verhältnis zu vergleichbaren Veranstaltungen immer noch sehr moderat seien. So werden Besucher, die nicht Vereinsmitglieder sind, ab 2005 einen Eintrittspreis pro Konzert von 10,- Euro entrichten müssen, für "normale" Mitglieder bleibt es bei 5,- Euro. Ermäßigte Karten kosten künftig ebenfalls 5,- Euro. Die Jahreskarte für Vereinsmitglieder bleibt bei 15,- Euro, und die Vereinsmitglieder, die sich im Rentenalter befinden, haben weiterhin freien Eintritt.
Auch wenn die Anzahl der jährlichen Konzerte reduziert werden muss, wollen wir in jedem Fall einige feste Eckpunkte bei den Veranstaltungen auch in Zukunft beibehalten. Dazu gehören zunächst das Faschingskonzert am Rosenmontag und das Weihnachtskonzert am 4. Adventssamstag in der Sparkasse. Dazu gehören weiter ein Liederabend im Herbst mit einheimischen Künstlern und wenigstens zwei Konzerte im Sommerhalbjahr in Schloss Wilhelmsthal, eines davon am Tag des offenen Denkmals, der immer am zweiten Sonntag im September stattfindet. Auch wenn der Zustand von Schloss Wilhelmsthal immer beklagenswerter wird und eine Besserung dieses dramatischen Zustandes nicht in Sicht ist, soll es gerade deshalb durch Konzerte besonders im Blick der Öffentlichkeit gehalten werden.
Es wird auch weiter "Geigenkastenkonzerte" geben, die kurzfristig angesetzt werden, und über die wir Sie in der Presse und durch unsere Plakate zeitnah informieren.
Als eine Auswirkung der Irritationen, die anlässlich des Um- und Rückbaus des Theaters bei vielen Kulturinteressierten in der Stadt Eisenach entstanden waren, wurde im vergangenen Jahr ein sogenannter "Kulturbeirat" ins Leben gerufen. In ihm sollen und wollen Vertreter von kulturellen Vereinen, Einrichtungen und Initiativen die Stadtverwaltung und den Stadtrat bei einer kontinuierlichen Kulturpolitik im Sinne der in Eisenach teilweise schon seit Jahrhunderten vorhandenen Schwerpunkte beraten.
Möglicherweise kann das u.a. auch für den Kammermusikverein ein Silberstreif am Horizont werden.
Am 4. Dezember des vergangenen Jahres wurde der Kammermusikverein ausgezeichnet! Im Rahmen ihrer Würdigung ehrenamtlichen Engagements hat die Stadt Eisenach dem Projekt der "Eisenacher Telemann-Tage" den Ehrenamtspreis verliehen. Gewürdigt werden sollten dadurch die großen persönlichen und finanziellen Anstrengungen der Personen, die die Eisenacher Telemann-Tage schon seit über 20 Jahren durchführen.
Wir blicken deshalb nicht nur pessimistisch in die Zukunft und bemühen uns, Ihnen trotz allem ein immer noch attraktives Konzertprogramm anzubieten. Wir wünschen Ihnen dabei viel Freude und hoffen weiter auf Ihre und auch neue Hilfe.
Bernhard Kaul
3. Vorsitzender
2006
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kammermusikfreunde,
im Schatten des großen Jubilars Wolfgang Amadeus Mozart feiert die "Kammermusik der Wartburgstadt" bescheiden und dankbar ihr 15jähriges Bestehen. Als eingetragener Verein haben wir am 24. Februar 1991 die gleichnamige Eisenacher Konzertreihe, die bereits seit 1959 bestand, übernommen und bis heute mit viel Enthusiasmus und Idealismus weitergeführt. Und Sie, liebes Publikum, waren uns dabei ein treuer, verlässlicher Partner.
Auch im Jahr 2006 wollen wir Sie auf unsere Konzerte neugierig machen, ja Sie dafür begeistern! Neben den schon zur Tradition gewordenen Konzerten wie dem Rosenmontagskonzert, dem Weihnachtskonzert oder den Wilhelmsthaler Schlosskonzerten haben wir in diesem Jahr die 12. Eisenacher Telemann-Tage vorzubereiten und durchzuführen. Unsere Telemann-Arbeitsgruppe unter der Stabführung des 2. Vorsitzenden Frank-D. Müller hat ein zum "deutsch-französischen Jahr 2006" passendes Programm zusammengestellt, in das Korsett der finanziellen Möglichkeiten zusammengeschnürt und schließlich als vorliegendes Ergebnis zusammengefasst. Die Eisenacher Verpflichtung gegenüber Georg Philipp Telemann ist groß und auch wenn der Blick nach Wilhelmsthal uns zornig macht, so bestätigt er uns gleichzeitig in unserer Penetranz und Konsequenz, dort weiterhin Konzerte zu veranstalten. Das Schloss Wilhelmsthal mit dem schönen Telemann-Saal ist die einzige noch original erhaltene Aufführungsstätte weltlicher Werke des großen Komponisten, verfällt aber bedrohlich und inzwischen fast hoffnungslos vor sich hin.
Liebe Musikfreunde, unser Jahresprogramm wirft einige spannende Fragen auf: Wie kommt es, dass ein italienisches Ensemble sich den Namen "Eisenach" gibt, wie können drei charmante Damen gleichzeitig auf einem Klavier spielen, wie reflektiert ein heute lebender Komponist über den 250. Geburtstag Wolfgang Amadeus Mozarts? Die Antworten darauf können Sie bekommen, indem Sie unsere Konzerte besuchen. Man sagt, die Musik sei die abstrakteste Form aller Künste und dem lieben Gott am nächsten. Aber wie und wann entsteht Musik, was macht sie aus? Was ist ein fertig komponiertes, niedergeschriebenes Musikstück, ohne dass es gespielt wird? Und wenn es gespielt wird, was macht es für einen Sinn, wenn niemand zuhört? Das magische Dreieck "Komponist - Interpret - Publikum" macht die Musik aus. Sie, liebe Zuhörer, haben dabei die entscheidendste Rolle, weil nur durch Sie die Musik einen Sinn bekommt. Und eben in diesem Sinne freue ich mich, Sie bei vielen unserer Konzerte begrüßen zu dürfen.
Ihre
Roxana-Maria Mereutza
1. Vorsitzende
2007
Liebe Freunde der Kammermusik,
ein neues Jahr mit Konzerten bietet Ihnen unser Verein wieder an. Sagt es Ihnen zu? Sind Sie, die Sie das Vorwort lesen, schon Mitglied?. Als Mitglied können Sie Einfluss nehmen. Wir haben auch diesmal wieder dem Programm einen Aufnahmeantrag beigefügt. Bei einem Konzert abgeben oder anderweitig per Post zusenden - und schon haben Sie das Mitspracherecht und auch einige Vergünstigungen erworben.
Künstler aus der Ferne und aus der Nähe finden Sie. In Eisenach haben wir hervorragende Interpreten. Strafen Sie das Sprichwort vom "Propheten im eigenen Lande" Lügen! Und was sind die "Un-Ruheständler" aus Weimar? Viele Angebote erreichen den Vorstand. Aus ihnen muss ein gutes, abwechslungsreiches Jahresprogramm gestaltet werden. Gefällt es Ihnen? Der Vorstand hat ein offenes Ohr für Ihre Meinung.
Verehrte Freunde, Sie finden in unserem Programm wieder die "Festpunkte" zum Rosenmontag und vor dem Weihnachtsfest. Diesmal rückt das Weihnachtskonzert nicht ganz so sehr an das Fest heran. Das hat seinen Grund, dass wir es immer auf den gleichen Adventssamstag legen. Wir möchten zu keinem anderen Veranstalter ein feindlicher Konkurrent sein. Im Gegenteil, wir arbeiten sehr gern eng mit den anderen zusammen. Ihre Konzertbesucher sind auch unsere. Die Aufführung des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach hat ihren festen Platz im Jahr, und der Samstag vor dem 4. Advent ist unser Konzerttag. Nutzen Sie diese Einstimmung auf das Weihnachtsfest wie einen Auftakt, mit dem die Komposition ihren Lauf nimmt!
Auch das Schloss Wilhelmsthal ist als Konzertort wieder vorgesehen. Wir haben uns mit schwerem Herzen dazu entschlossen. "Können wir unseren Besuchern und auch den Künstlern diesen Zustand noch zumuten?" Der Saal ist gesperrt. Wir haben lange überlegt. Wenn wir uns dort zurückziehen, leisten wir einen kleinen zusätzlichen Beitrag, das Bauwerk aus dem Blickpunkt der Öffentlichkeit verschwinden zu lassen. Hat doch das Gebäude eine enge Beziehung zu Georg Philipp Telemann. Dieser Saal war eine seiner Wirkungsstätten. Deshalb liegt er uns sehr am Herzen; deshalb kämpfen wir mit unseren Mitteln weiter und bitten Sie als Konzertbesucher um Ihre Unterstützung in Gestalt des Konzertbesuches. Herrliches Wetter im vergangenen Jahr bescherte uns ein klangschönes Freiluftkonzert. Das Wetter können wir nicht einplanen, Ausweichlösungen sind vorgesehen. Über die Presse erhalten Sie rechtzeitig Informationen.
Die drei Damen mit ihren dreißig Fingern boten 2006 ein begeisterndes Konzert im Theater. Mit einem neuen Programm werden sie sich vorstellen. Macht Sie das neugierig?
Wird es auch weiterhin "Geigenkastenkonzerte" geben? Natürlich! Die lassen sich aber nicht ein Jahr (und länger) im Voraus planen. Über Plakate und die Presse werden Sie informiert.
Auf schöne Konzerte freut sich mit Ihnen
Gottfried Meyer
Schriftführer
2008
Liebe Musikfreunde,
das Jahr 2008 steht in Eisenach unter dem kulturellen Motto: "Unsere Stadt glänzte schon immer durch Musik". Das Zustandekommen dieses Mottos hat zentral mit der 300jährigen Wiederkehr des Erscheinens von Georg Philipp Telemann in unserer Stadt zu tun, der im Jahre 1708 von Sorau nach Eisenach kam und hier Hofkapellmeister wurde. Die damals von ihm aufgebaute Hofkapelle erreichte eine Qualität, die er selber später als dem Pariser Hoforchester überlegen beschrieb. Aber schon damals existierte dieses Orchester nur so lange, wie der geldgebende Fürst ein Interesse daran hatte, sich damit zu schmücken und nicht wegen des allgemeinen großen Kunstsinnes. Ironischerweise werden diese Parallelen auch im Jahre 2008 deutlich, wenn kontradiktatorisch zum obigen Motto in diesem Jahr die Landeskapelle unserer Stadt ihrer sinfonischen Aspekte beraubt wird, indem man sie auf ein Kammerorchester reduziert. Dennoch hat es damals wie heute Menschen gegeben, die sich unabhängig von den politischen Gegebenheiten darum bemühten, die musikalische Tradition dieser Stadt fortzusetzen. Dies erfolgte oft genug hinter dem Rampenlicht z. B. durch eine gute und fundierte Musikerziehung von Kindern und Jugendlichen. Wer die Mühen und den Aufwand erlebt hat, selber ein Musikinstrument zu lernen, weiß auch zu schätzen, welche Arbeit bis zur Bühne erforderlich ist und ist selber ein qualifiziertes Publikum. In diesem Jahr werden zweifelsfrei die 13. Eisenacher Telemann-Tage im Mittelpunkt des Eisenacher Musiklebens und auch der Arbeit unseres Vereins stehen. Diese sind thematisch von den Einflüssen geprägt, die Telemann aus seiner Sorauer Zeit mit hierher brachte und seinen Stil wesentlich geprägt haben: die urwüchsige und ungestüme "hanakische" Folklore. Es wird deshalb auch diesmal nicht nur Barockmusik geboten.
Daneben wird es aber Programme geben, die auch die Musik anderer Zeiten beleuchten und hoffentlich dem vielfältigen Geschmack unserer Hörerschaft Rechnung tragen.
Wir wünschen gutes Gelingen bei allen Plänen für das kommende musikalische Jahr und hoffen, dass für jeden etwas dabei ist. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein gutes Jahr.
Frank-Dietrich Müller
2009
Sehr geehrte Damen und Herren,
"Kammermusik der Wartburgstadt" ist ein Begriff, den es in Eisenach seit nunmehr fünfzig Jahren gibt.
Bereits Ende April 1945 (!) hatten nach der erfolgten Besetzung unter unsäglichen Bedingungen die ersten Kirchenkonzerte stattgefunden und es waren Persönlichkeiten um den Eisenacher Georgenorganisten Karl Heinz Hooge, die 1947/48 eine "Arbeitsgemeinschaft für Alte Musik" gründeten, um in der Bachstadt Eisenach wieder entsprechende Musik erklingen zu lassen. In Wahrheit war es natürlich echter Lebenshunger, der nach dem entsetzlichen Krieg mit Grauen, Verwüstungen und Tod wieder nach geistigen Werten verlangte. Musik gehörte zu denjenigen Gütern, die die erlittenen Verluste zu lindern imstande waren: Lebenshilfe.
Im Jahre 1959 löste sich dann die "Arbeitsgemeinschaft" auf. An ihre Stelle trat die städtische Konzertagentur "Kammermusik der Wartburgstadt", die die Pflege jedweder Kammermusik aller Epochen auf ihre Fahnen schrieb. Zu den Ausführenden gehörten in gleichem Maße einheimische wie auswärtige Musiker. Innerhalb von Jahrzehnten war ein kundiges Kammermusikpublikum herangewachsen, das es auch nach den gesellschaftlichen und organisatorischen Veränderungen von 1989/90 zu erhalten galt.
In Erkenntnis dessen gründeten verantwortungsbewußte Musiker und Musikfreunde am 24. Februar 1991 den eingetragenen Verein mit dem bewußt gewählten Namen "Kammermusik der Wartburgstadt". Über dessen Zukunft machten wir uns damals nur wenige Gedanken. Vor allem fühlten wir uns von den Eisenacher Musiktraditionen in die Pflicht genommen. Wir hatten dabei natürlich auch das inzwischen relativ populär gewordene Wort des Eisenacher Historiographen Christian Franz Paullini aus dem Jahr 1698 im Hinterkopf: Claruit semper urbs nostra musica. Möge dieses Wort seine Bedeutung weiterhin behalten, denn es entspricht einer Verpflichtung, der sich Eisenach auch künftig weder entziehen kann noch sollte.
Der Kurzweil ist Musik allemal verpflichtet, aber vielleicht bedeuten unsere Konzerte einigen von Ihnen auch heute Lebenshilfe. Wir wünschen Ihnen für die Saison 2009 Freude, Kurzweil und Nachdenklichkeit.
Dr. Claus Oefner
Gründungsmitglied
2010
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kammermusikfreunde,
als neuer Vorsitzender Ihres Kammermusikvereins möchte ich auch diese Gelegenheit nützen, Sie recht herzlich zu begrüßen! Es freut mich sehr, Ihnen trotz finanzieller Zwänge ein äußerst inhaltsreiches und niveauvolles Jahresprogramm 2010 anbieten zu dürfen.
Die Veranstaltungen der diesjährigen Telemann-Tage haben das Ziel, mit dem Eisenacher Hofkapellmeister und seiner weltberühmten Eisenacher Kapelle wieder ins Bewusstsein der internationalen Musikwelt vorzudringen und gleichzeitig unsere Stadt Eisenach zu stärken, indem wir das außerordentlich reiche Kulturerbe aktiv bewahren und pflegen.
Durch die Zusammenarbeit mit DeutschlandRadio einerseits - das das Eröffnungskonzert auf der Wartburg mit veranstalten und weltweit ausstrahlen wird - und das Abschlusskonzert andererseits, welches die weltberühmte Berliner Lautten-Compagney gestaltet (das Schloss Wilhelmsthal wird als Aufführungsort angestrebt), glauben wir, eine entsprechend breite Aufmerksamkeit erzielen zu können. Genauso erwähnenswert sind die Auftritte der Landeskapelle Eisenach und des Eisenacher Bachchores oder das Konzert unserer Mitteldeutschen Barock-Compagney, welche neuerdings mit einem Auftritt in Mailand für Aufsehen sorgte.
Auch außerhalb der Telemann-Tage freuen wir uns auf den hervorragenden Pianisten Slawomir Saranok aus Weißrussland/Hannover, der uns mit den Komponisten-Jubilaren des Jahres 2010 - Chopin und Schumann - beglücken wird, oder die weltbereiste Sopranistin Nathalie de Montmollin mit einem anspruchsvollen Liederabend.
Zum Schluss muss auch die Sorge erwähnt werden, dass eine stets abnehmende Förderbereitschaft von öffentlicher Seite durchaus eine Absage von Konzerten zur Folge haben könnte. Nur ein wachsender Mitgliederkreis sowie Spenden von privater Seite (beachten Sie bitte die S. 3), aber auch volle Konzertsäle können unser Angebot sichern! Also: empfehlen Sie uns und reichen Sie dieses Jahresprogramm weiter!
Ihr
Seth Taylor
1. Vorsitzender
2011
Liebe Kammermusikfreunde,
seit nunmehr 20 Jahren kümmern sich engagierte Kulturbürger in ehrenamtlicher Arbeit um die Organisation und Durchführung von Kammerkonzerten in Eisenach. Die bereits 1959 gegründete "Kammermusik der Wartburgstadt" fungiert seit dem 24. Februar 1991 als eingetragener Verein. Diese letzten zwei Jahrzehnte waren gewiss die schönsten, wenn man an die Auswahlmöglichkeiten bei der Verpflichtung von Interpreten denkt. Kolja Blacher, das Klenke-Quartett oder die Berliner Lautten-Compagney unter der Leitung von Wolfgang Katschner seien hier nur als Beispiele erwähnt. Aber diese 20 Jahre waren für die Kammermusik der Wartburgstadt auch die schwierigsten, wenn man an die Beschaffung von Finanzmitteln denkt. Gagen, Fahrt-, Übernachtungs- oder Werbekosten sind die matte und nüchterne Seite der sonst glänzenden und traumhaften Kunst.
Während in der DDR das Geld für Kunst und Kultur wie selbstverständlich zur Verfügung gestellt wurde (zur Not wurde neues nachgedruckt!), begann nach der - dem Himmel sei Dank! - friedlichen herbeigesehnten und uns "Ostbürgern" Freiheit bringenden Wiedervereinigung eine Zeit der Suche nach gesellschaftlicher und künstlerischer Daseinsberechtigung, verbunden mit einem unwürdigen Kampf um Gewinnung und Sicherstellung von finanziellen Mitteln.
In diesem, im Vergleich mit dem Rest der Welt reichen Deutschland ist die Finanzierung von Kunst und Kultur nur eine freiwillige Aufgabe! So gesehen ist ein Konflikt zwischen den "Steuergelderverwaltern" (das heißt Bund, Länder und Gemeinden mit ihren jeweils demokratisch gewählten Parlamenten) und Kulturschaffenden vorprogrammiert.
Was kostet eigentlich den Steuerzahler die Kultur? Laut Bundesamt für Statistik beliefen sich die Ausgaben der öffentlichen Hand für Kultur im Jahr 2007 (neuere Zahlen gibt es noch nicht) auf knapp über 8 Milliarden Euro. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt sind das gerade mal 0,34 Prozent! Nebenbei bemerkt macht die Finanzierung von Theatern und Orchestern lediglich ein Viertel der oben genannten Summe aus. Damit kann ein Land wie Deutschland weder saniert werden noch Pleite gehen. Also, warum dann nicht die Erhaltung, Förderung und Finanzierung von Kultur als Pflichtaufgabe im Grundgesetz festschreiben?
In einer Zeit, in der ein weltweites Banken- und Finanzdesaster uns schmerzhaft vor Augen geführt hat, wie labil, bestechlich, unmoralisch und gefährlich die Welt des Geldes ist, sollte man die Frage andersherum stellen: Was ist dem Steuerzahler die Kultur wert?
Liebes Publikum, Sie sind "der Steuerzahler" und auch "der Wähler". Sie sollten bestimmen, wofür Ihr Geld ausgegeben wird. Notfalls, indem Sie dafür auf die Straße gehen. Noch besser aber, indem Sie ins Konzert gehen!
Angefangen haben wir mit "Musik von A - Z". Wir waren die ersten, die auf die desolate Lage der Park- und Schlossanlage Wilhelmsthal aufmerksam gemacht und durch unsere Konzerte die Öffentlichkeit für das Problem sensibilisiert haben. Mit Freude können wir das nächste Wilhelmsthaler Schlosskonzert am 21. August 2011 als gemeinsame Veranstaltung mit der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten unter der Schirmherrschaft von Dr. Eberhard Paulus, dem Vorsitzenden der Stiftung, ankündigen. Auch durch die Geigenkasten- und Rosenmontagskonzerte hat sich die Kammermusik der Wartburgstadt in das Zeitgeschehen unserer Region eingebracht.
Wenn unsere Arbeit bei Ihnen Anerkennung findet, besuchen Sie unsere Veranstaltungen und werden Sie Mitglied des Kammermusikvereins!
Wir wollen weitermachen!
In diesem Sinne grüße ich Sie ganz herzlich.
Ihre
Roxana-Maria Mereutza
Ehrenvorsitzende