Um die beliebte, von 1959 bis 1990 bestehende Konzertreihe »Kammermusik der Wartburgstadt« über die turbulenten Zeiten der »Wende« zu retten und fortzuführen, fanden sich engagierte Eisenacher Musiker und Musikliebhaber zusammen und gründete am 24. Februar 1991 im Anschluss an ein Kammerkonzert im Foyer des Landestheaters Eisenach den gleichnamigen Verein. Nach Erarbeitung einer Satzung wurde dieser im Juli desselben Jahres gerichtlich eingetragen. Zur Gründungsvorsitzenden wurde die langjährige Solocellistin der Landeskapelle Eisenach Roxana-Maria Mereutza gewählt. Als 1. Vorsitzende folgten ihr 2010 Seth Taylor, Konzertmeister der Landeskapelle Eisenach und 2018 die Diplom-Musikpädagogin Natalia Alencova nach. Gegenwärtig zählt der ausschließlich gemeinnützig tätige Verein fast einhundert Mitglieder.

Dank der Hilfe seiner Mitglieder, von Sponsoren und Spendern, die dem Verein über Jahre hinweg – insbesondere nach Wegfall von Zuschüssen der Stadt Eisenach und des Wartburgkreises – die Treue hielten und halten, konnten kontinuierlich Konzerte organisieren werden. Nachdem auch das Landestheater Eisenach seine Kammermusikreihe einstellte, musste der Verein eine große Lücke füllen und wurde zum wichtigsten Veranstalter für Kammermusikkonzerte in und um Eisenach.

Seither veranstaltete er jährlich bis zu achtzehn Kammermusik-Konzerte an wechselnden Orten in der Stadt und in der Region. So zählten der Rokokosaal und der Salon im Stadtschloss, die Wartburg, die Georgenkirche, der Saal des ehemaligen Hotels »Rautenkranz«, der Empiresaal (Karlstraße 3), die Musikschule »Johann Sebastian Bach« oder das Foyer der Wartburg-Sparkasse am Markt zu den Spielstätten. Auch im eingemeindeten Stadtteil Hörschel, in Bad Salzungen, Creuzburg und Mühlhausen wurden Konzerte gegeben. Zudem half der Verein beim Start einer neuen Kammermusikreihe in Treffurt, und auch auf der Ruine Brandenburg bei Lauchröden wurde eine reizvolle Spielstätte erschlossen.

Besonders am Herzen liegt dem Verein die Schlossanlage Wilhelmsthal bei Eisenach. Bereits 1995 wurde hier ein erstes Benefizkonzert für die Sanierung der Anlage veranstaltet. Seither weist der Verein unermüdlich mit seinen Veranstaltungen auf deren Schicksal und Bedeutung als einzig erhaltener weltlicher Uraufführungsstätte von Werken Georg Philipp Telemanns hin und leistet so seinen Betrag zum Wiederaufleben dieses Erinnerungsortes von europäischem Rang. Der Telemannsaal auf Schloss Wilhelmsthal gilt als der älteste freistehende Konzertsaal Europas. Bereits zur Entstehungszeit seiner hervorragenden Akustik wegen geschätzt, fanden hier zwischen 1716 und 1725 mehrere Huldigungsmusiken, die Georg Philipp Telemann für den Eisenacher Hof komponiert hatte, ihre Uraufführung. 

Bis heute sind die Konzerte auf Schloss Wilhelmsthal oder das weihnachtliche Konzert in der Hauptstelle der Wartburg-Sparkasse feste Größen im Veranstaltungskalender. Von 1992 bis 2010 hat es 77 »Geigenkastenkonzerte« mit freiem Eintritt gegeben als Podium für Schüler, Laien, Studenten sowie Berufsmusiker, bei denen der Zuhörer seiner Begeisterung am Ausgang mit dem Einwerfen klingender Münze in einen Geigenkasten Ausdruck verleihen konnte. Legendär waren die von 1993 bis 2016 (ab 2011 in Kooperation mit dem Landestheater Eisenach) veranstalteten »Faschings-« bzw. »Rosenmontagskonzerte«, die nun von der Thüringen Philharmonie Gotha-Eisenach fortgeführt werden. Zu den kammermusikalischen Höhepunkten zählten zweifellos die Auftritte des Buchberger-Quartetts (1992), des Klenke-Quartetts (1996 und 2009) sowie des Violinisten Kolja Blacher (1995, 1996 und 2001) und der Sopranistin Wendy Waller (2011). Sie seien hier stellvertretend genannt für viele wunderbare Konzerterlebnisse. Die Dauerleihgabe eines Konzertflügels an die Stadt Eisenach durch die Pianistin Monica Ripamonti ermöglichte im Jahr 2013 den Start der seither sehr beliebten Reihe »Mittags-Kammermusik«, die nunmehr neben dem Stadtschloss auch die für Kammermusikkonzerte prädestinierte Aula der Volkshochschule in der Schmelzerstraße zu ihren Spielstätten zählt.

Trat der Verein seit seinem Bestehen immer wieder auch als Kooperationspartner der Eisenacher Telemann-Tage in Erscheinung, so übernahm er nach Fusion mit der Eisenacher Telemann-Gesellschaft e.V. (1994-2004) im Jahr 2004 deren Trägerschaft. Bereits 1981 ins Leben gerufen, widmet sich das Festival, das seither in der Regel im zweijährlichen Turnus um den Todestag Georg Philipp Telemanns am 25. Juni stattfindet, dem reichen musikalischen Erbe des Barockkomponisten, der von 1708 bis 1712 als Konzert- und Hofkapellmeister in Eisenach wirkte und als Kapellmeister »von Hause aus« bis 1729 der Wartburgstadt stets verbunden blieb. Einer nachhaltigen Telemannpflege in der Wartburgregion verpflichtet, entwickelte sich der Verein in der letzten Dekade zu einem der wichtigsten Festivalveranstalter im Bereich der Alten Musik in Thüringen und kann nunmehr auf acht erfolgreich durchgeführte Festivals (mit Konzerten, Kantatengottesdiensten, Vorträgen, Workshops, Ausstellungen, Führungen u.a.m.) unter seiner Ägide zurückblicken. Dank einer Kooperation mit der Academia Musicalis Thuringiae e.V. und einer Förderung durch den Freistaat Thüringen konnten von 2014 bis 2017 Programmplanung und Projektmanagement professionalisiert werden. So gelang es in den letzten Jahren nicht nur, wiederholt internationale Spitzenensembles zu engagieren, sondern auch mit neuzeitlichen Erstaufführungen Telemannscher Werke für Aufmerksamkeit zu sorgen.

Der Verein ist Mitinitiator des Netzwerks europäischer Telemannstädte, deren Akteure sich im Vorfeld des 250. Todestages Georg Philipp Telemanns im Jahr 2017 zusammengefunden haben, um die nationale Bedeutung Telemanns zu betonen und europaweit ein Signal zu setzen, das dem europäischen Wirken des Komponisten angemessen erscheint. Schirmherrin dieser regionalen und internationalen Kooperation von zehn Wohn- und Wirkungsorten Telemanns ist Prof. Monika Grütters MdB, Staatsministerin für Kultur und Medien.